Wenn Gerichtigkeit zum Stillstand kommt.
Wir von Inmates Shelter begleiten seit Jahren Menschen, die im österreichischen Strafvollzug leben – ebenso wie ihre Angehörigen. Was wir dabei erleben, ist oft erschütternd. Einer dieser Fälle lässt uns seit Wochen nicht mehr los.
Thomas (Name geändert) befindet sich seit über elf Jahren in einer sogenannten Maßnahme. Jedes Jahr wird seine Entlassung erneut abgelehnt. Man verwehrt ihm Bildungsangebote, Perspektiven und zuletzt sogar die verpflichtende jährliche Anhörung. Die Begründung: „Es hätte keinen Sinn.“
Bemerkenswert ist, dass jene Richterin, die diese Entscheidung traf, dieselbe Person ist, die ihn damals verurteilte. Laut übereinstimmenden Aussagen soll sie schon damals gesagt haben, dass er „so lange sie im Amt ist, nicht nach Hause gehen wird“ – Worte, die sie nun sinngemäß wiederholt haben soll. Kurz darauf versuchte der mittlerweile 28-jährige Mann, der seit seinem 16. Lebensjahr hinter Mauern lebt, sich das Leben zu nehmen.
Dieser Fall steht exemplarisch für ein System, das kaum unabhängige Kontrolle kennt. Der österreichische Maßnahmenvollzug braucht dringend Reformen – und vor allem eine übergeordnete, unabhängige Instanz , an die sich Inhaftierte und Angehörige wenden können. Ebenso braucht es eine neutrale Prüfstelle für Gutachten und richterliche Entscheidungen , um Willkür zu verhindern.
Wir klagen an, die Richterin, die wir leider nicht beim Namen nennen dürfen, die durch ihre Worte einen jungen Mann jegliche Hoffnung und Lebenswillen genommen hat. Und wir klagen an die zuständige Justizanstalt, die es verabsäumt hat, Gutachterempfehlungen zu folgen, ihr eigenes "Süppchen" kocht und sich gegen die Empfehlungen von Experten stellt.
Wo Transparenz fehlt, wächst Macht. Und wo Macht nicht kontrolliert wird, verliert Gerechtigkeit ihren Wert.
Wenn Macht unkontrolliert bleibt, wird Gerechtigkeit zur Illusion.
Inmates Shelter










