ANTI-KNAST Tag 2025
Hinter Gitter beginnt das Schweigen - und davor das Zuhören
Am Samstag, dem 18. Oktober 2025, war der Platz vor der Justizanstalt Graz-Karlau kein stiller Ort. Wo sonst Beton, Mauern und Stacheldraht das Bild bestimmen, standen an diesem Tag Tische, Thermoskannen, Kuchenplatten – und viele Menschen, die eines eint: der Wunsch nach einem gerechteren, menschlicheren Justizsystem.
Der jährliche Anti-Knast-Tag hat sich längst zu einem Fixpunkt für Aktivist:innen, Angehörige und Unterstützer:innen entwickelt. Auch heuer war die Resonanz groß: Rund um die Karlau wurde diskutiert, zugehört, gelesen und debattiert. Besonders eindrücklich waren die Briefe von Insassen, die öffentlich vorgelesen wurden – Worte, die selten den Weg über die Mauern finden. In ihnen klangen Hoffnung, Wut und Resignation gleichermaßen. Sie erzählten von Überforderung, Einsamkeit und dem Gefühl, vom System vergessen worden zu sein.
Zwischen den Lesungen gab es Raum zum Ankommen und Austauschen – mit Tee, Kaffee, Sushi und hausgemachtem Kuchen. Diese kleine Geste der Gastfreundschaft wirkte fast symbolisch: Menschlichkeit als Gegengewicht zu einem System, das vielen als kalt und entmenschlichend erscheint.
Der Anti-Knast-Tag 2025 zeigte einmal mehr, dass hinter den Mauern keine „anderen“ Menschen sitzen – sondern Menschen, deren Stimmen gehört werden müssen. Und dass Veränderung oft dort beginnt, wo jemand bereit ist zuzuhören.